Diagnostik: Ursache Frau
Ursachen bei der Frau
Es gibt eine Reihe von Gründen warum der Kinderwunsch unerfüllt bleiben kann. Die häufigsten Ursachen bei der Frau stellen neben dem Alter als Ursache hormonelle Störungen, Eileiterverschlüsse, anatomische Faktoren sowie das Vorliegen einer Endometriose dar.
Inhalt
Ziel unseres Beratungsgesprächs
Ziel unseres Beratungsgesprächs mit Ihnen ist es, die Ursachen der ungewollten Kinderlosigkeit zu erkennen und individuell angemessene, an Ihren Bedürfnissen orientierte therapeutische Maßnahmen vorzuschlagen. Durch den Einsatz moderner diagnostischer Verfahren können wir Sie bei der Suche nach der Ursache des unerfüllten Kinderwunsches gezielt unterstützen.
Hierbei gilt es eine Übertherapie zu vermeiden. Andererseits dürfen notwendige Schritte nicht zu spät eingeleitet werden, um bessere Erfolgschancen zu ermöglichen. Oberstes Gebot der Behandlung ist es, die Risiken für das zukünftige Leben und die zu behandelnde Frau so niedrig wie möglich zu halten.
Alter als Ursache des unerfüllten Kinderwunsches
Allgemein fällt der Entschluss Kinder haben zu wollen heute viel später als noch vor etwa 20 Jahren. Mit zunehmendem Alter sinkt jedoch besonders für Frauen die Chance, schwanger zu werden. Immer mehr Frauen in Deutschland bekommen ihr erstes Kind im vierten Lebensjahrzehnt. 2018 waren 48 % der Mütter der insgesamt 366 000 Erstgeborenen zwischen 30 und 39 Jahren alt. Bei 3 % der ersten Kinder war die Mutter älter als 39 Jahre. Laut statistischem Bundesamt waren 2020 die Mütter bei der Geburt des ersten Kindes durchschnittlich 30,2 Jahre alt. Im Jahr 1970 war dagegen eine Frau beim ersten Kind im früheren Bundesgebiet etwa 24 Jahre alt und in der ehemaligen DDR sogar erst 22 Jahre alt.
Das Alter stellt den natürlich limitierenden Faktor sowohl im natürlichen Zyklus, als auch bei der Kinderwunschtherapie dar. Leider besteht diesbezüglich in Deutschland eine deutliche Fehleinschätzung. Jeder hat schon einmal etwas über die „biologische Uhr“ gehört, doch nur die wenigsten wissen, ab wann diese tatsächlich eine Rolle spielt.
Einer Befragung in Deutschland im Jahr 2008 zufolge schätzten mehr als 50 % der Befragten den Zeitpunkt der nachlassenden Chance auf 40 Jahre oder älter. Diese Fehlinformation ist sicher auch durch die Medien mitverursacht, in denen Einzelerfolge im höheren Lebensalter immer als „normal“ dargestellt werden. Personen des öffentlichen Interesses bekommen ihr erstes Kind oft erst um die 40 Jahre, aber niemand hinterfragt, wie es dazu kommt. Es ist anzunehmen, dass einige dieser Frauen Hilfe durch Spezialisten in Anspruch genommen haben.
Die natürliche Chance sinkt bereits ab 35 Jahren, die biologische Uhr tickt ab 35 schneller. Eine Frau im Alter von 25 Jahren hat eine Chance pro Versuch von 25-30 % eine Schwangerschaft zu erzielen, vorausgesetzt der Partner ist uneingeschränkt fruchtbar. Bei diesen jungen Frauen liegt die Wahrscheinlichkeit bei ca. 75-85 % innerhalb eines Jahres (12 Zyklen = 12 Versuche) schwanger zu werden, während eine Frau im Alter von 40 Jahren eine Chance von ca. 10 % hat innerhalb eines Jahres schwanger zu werden.
FertiCheck in Abhängigkeit vom Alter
Der FertiCheck ermöglicht eine Beurteilung der individuellen Eizellreserve einer Frau und macht eine Aussage darüber, ob der vorzeitige Eintritt in die Menopause wahrscheinlich ist. Durch eine Blutentnahme werden wichtige Hormonparameter (FSH, LH, E2 und AMH) bestimmt und eine Ultraschalluntersuchung von Gebärmutter und Eierstöcken zur genauen Bestimmung der Anzahl der antralen Follikel durchgeführt. Die Untersuchung ist am aussagekräftigsten in der frühen Follikelphase und sollte zwischen dem 2.-5. Zyklustag erfolgen. Der FertiCheck ist ein entscheidender Schritt, um Ihre individuelle Eizellreserve zu beurteilen und gemeinsam die bestmöglichen Optionen für Ihren Kinderwunsch zu besprechen.
Die richtige Behandlungsform ist somit auch abhängig vom Alter.
Ursache für die im Alter niedrigere Schwangerschaftsrate ist die natürliche Zellalterung, die leider auch die Eizellen betrifft. Mit der mengenmäßigen Abnahme der Eizellen im Alter kommt es außerdem zu einer erhöhten Rate von Eizellen mit Chromosomenfehlverteilungen (Aneuploidien). Dies führt zu einer erniedrigten Schwangerschaftswahrscheinlichkeit pro Zyklus bei gleichzeitig ansteigender Fehlgeburtsrate. Weitere altersabhängige Veränderungen betreffen eine mögliche Erhöhung des oxidativen Stresses mit Einflüssen auf den Calciumstoffwechsel und die Funktion von bestimmten Zellorganellen (Mitochondrien). Es stehen somit immer weniger intakte hochenergetische Eizellen zur Verfügung. Die mengenmäßige Reduktion der Eizellen führt außerdem zu einem geringeren Ansprechen der Eierstöcke auf eine Stimulationstherapie.
Auch im Rahmen der künstlichen Befruchtung (IVF, ICSI) sind niedrigere Chancen mit zunehmendem Alter in Kauf zu nehmen. Während die Schwangerschaftsraten bei Frauen bis 31 Jahre über 40 % pro Embryotransfer liegen, sinken sie bereits ab 36 Jahren auf unter 33 %. Mit 40 Jahren liegt die Schwangerschaftsrate noch bei 22 %, während sie bei Frauen ab 45 lediglich bei 4,3 % liegt.
Je früher Sie sich für ein Kind entscheiden, umso wahrscheinlicher werden Sie Ihr Ziel erreichen. Dies gilt auch für die Kinderwunschtherapie: Je früher Sie Hilfe in Anspruch nehmen, desto größer ist Ihre Chance schwanger zu werden. Gerne stehen wir Ihnen in unseren Kinderwunschzentren in Mainz und Worms zur Seite.
Hormonstörungen als Ursache des unerfüllten Kinderwunsches
Endokrine Störungen der Frau gehören zu den häufigsten Ursachen des unerfüllten Kinderwunsches.
Funktionsstörungen unterschiedlicher endokriner Systeme führen z. B.
- zu einer fehlenden oder verzögerten Eizellreifung,
- zum Ausbleiben des Eisprunges, oder
- zu einer unzureichenden Gelbkörperhormonbildung
Durch eine unzureichende Stimulation der Eierstöcke durch die Hirnanhangsdrüse kann es zu einer Eizellreifungsstörung mit Ausbleiben des Eisprungs kommen. Diese Störungen können stoffwechselbedingt oder auch durch funktionelle Faktoren wie Leistungssport, Essstörungen, Medikamente und Stress etc. verursacht sein. Seltener liegen eine genetische Auffälligkeit oder eine Tumorerkrankung zu Grunde. Typisches Zeichen sind Zyklusstörungen: keine oder unregelmäßige Regelblutung.
Bei ca. 10 % der Frauen mit einer Störung der Eizellreifung liegt eine vermehrte Produktion von Prolaktin vor. Prolaktin wird in der Hirnanhangsdrüse gebildet und sorgt zusammen mit anderen Hormonen für die Milchproduktion in der Brustdrüse bei Müttern nach der Geburt. Ein Überschuss an Prolaktin kann zu einer Eizellreifungsstörung mit Ausbleiben des Eisprungs führen mit der Folge des Auftretens von unregelmäßigen Regelblutungen bis zum Ausbleiben der Blutung.
Ebenso können Störungen der Schilddrüsenfunktion ursächlich für Veränderungen des Zyklus sein.
Erhöhte Blutspiegel männlicher Hormone stellen eine häufige Ursache für Zyklusstörungen dar. Die männlichen Hormone können entweder aus dem Eierstock, der Nebennierenrinde oder dem Fettgewebe kommen. Zu den Krankheitsbildern mit einer Erhöhung der männlichen Hormone zählen das PCO-Syndrom und das late onset AGS.
Die Bildung von Progesteron durch den Gelbkörper nach dem Eisprung ist wichtig für die Einnistung und die Aufrechterhaltung der Schwangerschaft im ersten Drittel der Schwangerschaft. Eine Gelbkörperschwäche mit verminderter Produktion von Progesteron kann zu einer Störung der Einnistung des Embryos führen. Die Gelbkörperschwäche ist gekennzeichnet durch eine verkürzte 2. Zyklusphase (<10 Tage) oder verlängerten Schmierblutungen (>2-3 Tage). Eine Progesteronmessung zum Nachweis eines Eisprungs sollte 6-8 Tage nach dem Eisprung erfolgen. Die Funktion des Gelbkörpers variiert jedoch von Zyklus zu Zyklus und der Normbereich für Progesteron in der 2. Zyklusphase ist schlecht definiert. Eine häufige Ursache der Gelbköperschwäche ist eine Störung der Eizellreifung.
Bei Verdacht auf eine hormonelle Störung als Ursache für den unerfüllten Kinderwunsch erfolgt zunächst eine Basisdiagnostik mit Bestimmung der Hormonwerte im Blut. Bei Auffälligkeiten erweitern wir die Untersuchungen im Sinne einer Stufendiagnostik. Ergänzt wird die Hormondiagnostik mit einer Ultraschalluntersuchung zur Beurteilung der Eierstöcke und der Darstellung der Gebärmutter unter besonderer Berücksichtigung der Gebärmutterschleimhaut.
Im Kinderwunschzentrum Mainz werden sämtliche Hormonuntersuchungen im eigenen Hormonlabor ausgewertet. Mit Hilfe der Ergebnisse werden wir dann eine für Sie geeignete Therapie festlegen.
Schädigung der Eileiter als Ursache des unerfüllten Kinderwunsches
Während Störungen im Gebärmutterhals und im Gebärmutterkörper vergleichsweise selten für einen unerfüllten Kinderwunsch verantwortlich sind, findet sich häufiger ein Transportproblem im Bereich der Eileiter und ihrer trichterförmigen Enden.
Zu einer Störung des Transportes von Ei- und Samenzellen führen:
- Verschlüsse der Eileiter (auch nach Sterilisation),
- eine Beweglichkeitseinschränkung der Eileiter (z. B. durch Verwachsungen) oder
- eine Schädigung der Eileiterschleimhaut
- Endometriose
Häufigste Ursachen für eine Schädigung der Eileiter sind:
- Entzündungen (auch wenn diese Jahre zurückliegen)
- Endometriose
- Verwachsungen
- Voroperationen (Eileiterschwangerschaften, Abszess, Zysten-OP, ausgedehnte Blinddarmentzündung)
Im Vordergrund der Behandlung steht zunächst die Therapie der Grunderkrankung, wie z.B. die Operation einer Endometriose oder eine medikamentöse Behandlung im Falle einer Infektion. Im nächsten Schritt muss jedoch häufig auf eine künstliche Befruchtung (IVF) zurückgegriffen werden, da Schädigungen der Eileiter nur in wenigen Ausnahmefällen vollständig korrigiert werden können.
Endometriose als Ursache des unerfüllten Kinderwunsches
Endometriose ist eine häufige Erkrankung bei Frauen im gebärfähigen Alter. Man geht von einer Prävalenz zwischen 35-50% bei Frauen mit unerfüllten Kinderwunsch aus. Unter Endometriose versteht man das Vorkommen gebärmutterschleimhautähnlicher Zellen außerhalb der Gebärmutterhöhle. Es hat sich herausgestellt, dass das Grundproblem der Endometriose die Gebärmutter darstellt, aus der offensichtlich die Schleimhaut nicht nur während der Regelblutung abgeschilfert und in die „falsche Richtung“, nämlich in die Bauchhöhle, gelangt. Die Ursachen dieser Erkrankung sind nicht ganz klar. Es wird von einem multifaktoriellen Einfluss der endometriosebedingten systemischen Entzündungsreaktion auf verschiedenen Ebenen der Fertilität ausgegangen. Embryotoxische proinflammatorische Zytokine, die bei Endometriose vermehrt in der Flüssigkeit im Bauchraum vorkommen, sind Moleküle, die im Körper Entzündungen fördern und das Wachstum von einem Embryo beeinflussen können. Wenn Zytokine, die Signale zwischen Zellen senden und das Immunsystem aktivieren, in erhöhten Mengen auftreten, können sie eine ungünstige Umgebung für die Einnistung des Embryos schaffen, was die Chancen einer erfolgreichen Schwangerschaft verringern kann. Die Flüssigkeit im Bauchraum, die in den Eileiter eindringt, wirkt sich kompromittierend auf die Beweglichkeit und Überlebensdauer der Spermien aus. Eine Endometriose kann auch die hormonelle Balance der Gebärmutterschleimhaut beeinflussen, welche für eine erfolgreiche Implantation wichtig ist. Je nach Lokalisation der Endometriose kann es auch zu Einschränkungen der Eileiterbeweglichkeit- und Funktionalität kommen. Zudem können weitere organische Veränderungen der Eileiter und Eierstöcke vorkommen, die die Schwangerschaftswahrscheinlichkeit vermindern. Endometrioseläsionen können oberflächlich und tief infiltrierend wachsen und sich innerhalb des Bauraums verteilen. Daher ist das Beschwerdebild oft extrem komplex.
Häufige Symptome einer Endometriose sind:
- Dauerhafte (chronische) Unterbauchschmerzen
- Schmerzhafte Monatsblutungen, die eine normale Tätigkeit über
- mehrere Tage unmöglich machen
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
- Schmerzen beim Wasserlassen/Stuhlgang
- Blutbeimengungen im Urin/Stuhl
- Sterilität
Aktuelle Leitlinien betonen die Bedeutung einer frühzeitigen Diagnose und Behandlung von Endometriose, insbesondere bei Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch.
Anatomische Veränderungen als Ursache des unerfüllten Kinderwunsches
Fehlanlagen von Gebärmutter, Eileitern oder Eierstöcken sind insgesamt selten. Sie sind angeboren und einige lassen sich operativ korrigieren. Je nach Ausprägung können sie den Eintritt einer Schwangerschaft verhindern oder zu gehäuften Fehlgeburten führen.
Zudem können Vernarbungen, Polypen oder kleine Muskelknoten (Myome) in der Gebärmutter gelegentlich die Empfängnis behindern. Dies lässt sich exakt mit den neuen, hoch auflösenden Ultraschalltechniken (3-D-Sonographie) nachweisen.
Wir beraten Sie gerne bezüglich therapeutischer bzw. operativer Behandlungsmöglichkeiten.