Methode: Ergänzende Maßnahmen

Ihr individueller Plan zur Familiengründung, ergänzt durch unsere sorgfältigen Zusatzleistungen

Erfahrungsgemäß werden im Internet und in Foren zahlreiche zusätzliche und begleitende Maßnahmen bei der Kinderwunschbehandlung im Allgemeinen und der IVF- und ICSI-Behandlung im Besonderen diskutiert. Die teilweise widersprüchlichen Empfehlungen führen nach unserer Erfahrung zu einer erheblichen Verunsicherung bei einem Teil der ungewollt kinderlosen Paare. Wir wollen daher nachfolgend einen Überblick über die häufig durchgeführten Zusatzuntersuchungen und Maßnahmen geben.

Inhalt

Methoden mit nachgewiesenem positiven Effekt auf die Schwangerschaftsrate

Blastozystenkultur mit „elective single embryo transfer“ (eSET)

Die Blastozystenkultur dient der Selektion des Embryos mit dem höchsten Implantationspotential. Hierdurch wird das Risiko für Mehrlingsschwangerschaften und damit verbundene Komplikationen in der Schwangerschaft deutlich gesenkt. Der Transfer eines Embryos an Tag 5 geht mit einer signifikant höheren Wahrscheinlichkeit für eine Schwangerschaft und Lebendgeburt einher als der Transfer an Tag 2-4, da sich doch einige Embryonen nicht weiterentwickeln. Die Blastozystenkultur ermöglicht zudem die Möglichkeit einer Ursachenforschung, warum es nicht zum Eintritt einer Schwangerschaft gekommen ist.

Kryokonservierung

Durch die Kryokonservierung kann durch die zusätzliche Möglichkeit eines weiteren Embryotransfers die kumulative Schwangerschaftsrate gesteigert werden.

Elektive Kryokonservierung aller befruchteter Eizellen bei Überstimulationssyndrom (OHSS)

Das elektive Einfrieren aller befruchteter Eizellen bei drohendem Überstimulationssyndrom ist evidenzbasiert. Die Lebendgeburtrate und kumulative Lebendgeburtrate bei elektivem Einfrieren mit einem Kryotransfer ist mit einem Frisch-Embryotransfer vergleichbar.

Methoden mit fraglich positiven Effekt auf die Schwangerschaftsrate

Untersuchung der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium)

Nach der Gewinnung einer Gewebeprobe aus der Gebärmutterschleimhaut kann die sogenannte Rezeptivität der Gebärmutterschleimhaut untersucht werden. Der bekannteste Test ERA („endometrial receptive array“) beruht auf der Annahme, dass das sog. Implantationsfenster („window of implantation“) individuell sei und durch den Test mittels PCR (Polymerasekettenreaktion)-Analyse die individuell günstigste Zeitspanne der Einnistung festzustellen sei. In aktuellen Studien konnte jedoch kein positiver, sondern ggf. sogar ein negativer Effekt auf die Schwangerschaftswahrscheinlichkeit nachgewiesen werden. Ein Effekt auf die Lebendgeburtwahrscheinlichkeit LBR konnte nicht nachgewiesen werden, die Daten zur kumulativen LBR sind widersprüchlich.
Weitere zytopathologische und immunhistochemische Untersuchungen zur Beurteilung, ob sich das Endometrium im optimalen Zustand für eine Einnistung befindet, sind in ständiger Entwicklung. Hierzu zählt die Bestimmung von Plasmazellen im Endometrium, der uterinen natürlichen Killerzellen (uNK), Infektionen sowie Laktobazillen (Mikrobiom). Diese Ansätze sind vielversprechend, jedoch fehlt es an signifikanten Daten.

Endometrium Scratching (EMS)

Das Kratzen oder Anritzen der Gebärmutterschleimhaut im Zyklus vor einer Behandlung hat wahrscheinlich keinen oder nur untergeordneten Effekt auf die Ergebnisse einer IVF/ICSI-Behandlung im darauffolgenden Zyklus. Die aktuellen Daten sind widersprüchlich. Eine Routineanwendung wird nicht empfohlen.

Artifizielle Eizellaktivierung

Kommt es nach einer ICSI-Behandlung zu keiner oder unerwartet niedrigen Befruchtungsrate (bis ca. 30%), könnte dies an der Unfähigkeit liegen, die Eizelle zu aktivieren. Die Aktivierung der Eizelle ist eine wichtige Voraussetzung für die Ausprägung von Vorkernen, welche Zeichen für eine erfolgreiche Befruchtung sind. Normalerweise löst das Eindringen des Spermiums in die Eizelle und dessen Lyse eine Erhöhung der Calcium-Konzentration und somit eine Kaskade von Vorgängen in der Eizelle aus. Bleibt diese Aktivierung, und somit die Befruchtung aus, kann die Aktivierung der Eizelle durch die Zugabe von Calcium-Ionophor nachgeahmt werden mit dem Ziel die Befruchtungswahrscheinlichkeit zu erhöhen. Die aktuelle Studienlage zeigt widersprüchliche Ergebnisse hinsichtlich der Frage, ob diese Methodik die Lebendgeburtrate steigert. Eine routinemäßige Anwendung wird nicht empfohlen.

Zusatz von Hyaluronsäure (HA) zum Embryokulturmedium

Der sog. „Embryo-Kleber“ stellt eine aus vor allem Hyaluronsäure bestehende Lösung dar, die zum Kulturmedium in den Embryotransferkatheter gegeben wird. Damit soll das Anhaften des Embryos an das Endometrium unterstützt werden. Auch wenn womöglich Patientensubgruppen davon profitieren, kann aufgrund der Studienlage keine generelle Empfehlung zur Verwendung gegeben werden. Eine aktuelle systematische Übersichtsarbeit zeigt eine Verbesserung der Lebendgeburtrate beim Frischtransfer, allerdings keinen Vorteil beim Kryotransfer. Es gibt Hinweise auf ein erhöhtes Mehrlingsrisiko. Eine Routineanwendung wird nicht empfohlen. Nach den aktuellen ESHRE-Guidelines 2023 ist dies das einzige Add-on, welches als empfehlenswert eingestuft wird. Weitere Forschungsergebnisse werden benötigt

Immunologische Tests

Die Typisierung von immungenetischen Merkmalen (HLA-Genotypisierung, „killer cell immunglobulin-like receptors“ KIR) ist zwar geeignet, bestimmte Genotypen zu erkennen, die mit reduzierter Fruchtbarkeit einhergehen, jedoch gibt es aktuell keine therapeutische Handhabe von gesicherter Wirksamkeit, die aus den Ergebnissen einer derartigen Typisierung abgeleitet werden könnte. Die immunologischen Behandlungen zeigten in den Studien unklare Effekte auf die Lebendgeburtwahrscheinlichkeit. Es bestehen zudem erhebliche Sicherkeitsbedenken für z.B. Intralipid, intravenöse Immunglobuline, mononukleäre Blutzellen (PBMC), leukämieinhibierender Faktor (rH-LIF)

Gerinnungsdiagnostik

Eine Untersuchung auf eine vermehrte Gerinnbarkeit des Blutes (Screening auf angeborene und erworbene Thrombophilie) hat nach heutigem Kenntnisstand nur einen Stellenwert bei der Abklärung von Ursachen für wiederholte Fehlgeburten, nicht aber bei der Untersuchung eines eventuellen Einnistungshindernisses. Es konnte bislang auch nicht belegt werden, dass die Verabreichung eines niedermolekularen Heparins und/oder von Aspirin die Rate einer erfolgreichen Einnistung eines Embryos erhöht.

Gabe von Glucocortikoiden

Die Verabreichung eines Corticosteroids (Hydrocortison, Dexamethason, Prednisolon usw.) kann beim Vorliegen bestimmter Autoimmunerkrankungen angezeigt sein. Bei Patienten ohne Autoimmunerkrankungen besteht keine Evidenz zur Verbesserung der Lebendgeburtwahrscheinlichkeit oder der klinischen Schwangerschaftswahrscheinlichkeit.

Wissenschaftlicher Hintergrund

Wissenschaftliche Studien bilden die Grundlage für die Beratung und den Einsatz ergänzender Maßnahmen. Daher sollte eine individuelle Beratung und eine genaue Aufklärung über den möglichen Nutzen, die eventuellen Risiken und Kosten vor Einsatz bestimmter Add-ons erfolgen.

Ablauf und Planung von ergänzenden Maßnahmen

Im Falle eines Einsatzes von ergänzenden Tests und Maßnahmen werden wir diese in Ihren individuellen Behandlungsplan integrieren und sorgfältig mit Ihnen koordinieren.

Kosten und Finanzierung

Die Kosten für ergänzende Maßnahmen in der Kinderwunschtherapie werden in der Regel nicht von den Kostenträgern übernommen.

Fazit

Eine Kinderwunschtherapie kann emotional und finanziell sehr belastend sein. Vor allem, wenn es in den ersten Versuchen nicht zur Schwangerschaft kommt, ist der Wunsch vieler Paare die Effektivität der Behandlung durch den Einsatz sog. Add-ons zu verbessern, durchaus nachvollziehbar. Bis heute gibt es jedoch für die allermeisten ergänzenden Maßnahmen nach derzeitigem Wissensstand keine bzw. sehr begrenzte Belege hinsichtlich des Nutzens in Bezug auf die Schwangerschafts- und Lebendgeburtrate. Wir möchten Sie bei Ihrem Vorhaben unterstützen, Sie begleiten und Sie genau aufklären über den möglichen und tatsächlichen Nutzen, eventuelle Risiken und Kosten durch den Einsatz sog. Add-ons. Unter diesen Voraussetzungen haben Sie die Möglichkeit Für und Wider der verschiedenen Zusatzmaßnahmen abzuwägen und mit uns gemeinsam zu entscheiden, ob der Einsatz in Ihrem individuellen Fall sinnvoll ist.

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